Bericht im Kulturmagazin „Oberland.de“ von Andrea Weber
Magischer Augenblick
Von Andrea Weber
Wolfratshausen, 20.6.2023 – Der Mensch, seine Gestalt, seine Gestik, sein Gefühlsleben. Körper und Geist im Stile der Kunst. Die größte Herausforderung ist es, die unkaschierte Wahrheit zum Ausdruck zu bringen. So wie der Mensch ist, was er tut, wie er lebt, liebt, leidet, lacht. „Schwarz-Weiß-Bronze“ so der Titel der neuen Ausstellung mit Bronze-Plastiken von Thamara Barth und Fotografien von Jean-Marie Bottequin und Gisbert Rodammer. Eingeladen war der internationale Jazzmusiker Cornelius Claudio Kreusch, der mit „Funky Improvisations“ die Vernissage am Donnerstagabend ausklingen ließ.
Zahlreiche Besucher waren da, darunter die dritte Bürgermeisterin Annette Heinloth, Stadtrat Fritz Schnaller und Kulturmanager Andreas Kutter als Repräsentanten der Stadt. Die neuen Betreiber des Kunstturms hatten sich ins Zeug gelegt, um eine runde Sache daraus zu machen. Hausherr John Schille installierte zuletzt ein neues indirektes Lichtkonzept, Hamit Cordan holte die Künstler und die Kunstwerke von weit her und erzählte nebenbei eine amüsante Anekdote. Sein Auto sei so voll beladen gewesen, so dass sein Sohn schließlich mit der Bahn heimfahren musste. Werner Kuhlmann begrüßte.
Im Zentrum der Ausstellung stehen die Bronze-Plastiken von Thamara Barth. Die Profi-Schauspielerin, die unter anderem in Fernseh- und Krimiserien, wie die Rosenheim-Cops, zu sehen ist, entwickelt in Zeiten der Drehpausen kleine Kunstwerke aus Bronze und Stein. Es sind archaisch grob geformte Figuren. Liebende, „die sich auf Händen tragen“, so einer der Titel. Kunst lebe von Ästhetik und Interaktion mit dem Betrachter, sagt die Künstlerin. Jede Figur habe seine Geschichte, die über Wochen „in mir wächst“. Ihr Lieblingsmoment sei aber der Bronzeguss selbst. „Es ist ein magischer Augenblick, wenn die heiße, brodelnde rote Masse fließt.“
„Darf ich den schönsten Popo der Welt fotografieren?“
Nicht nur ein international gefragter Fotograf ist Jean-Marie Bottequin. Er ist ein genialer Erzähler, ein amüsanter Darsteller. Seinen Weg zum Erfolg beschrieb der schelmisch grinsende Artist tänzelnd durch die Mitte seiner Zuhörer. Er ist ein Meister der Körpersprache, ein Profi-Coach und seiner Aussage nach einer der ersten, der Nacktfotografie veröffentlichte. So habe er einst, eine wohlproportionierte Dame auf der Straße gefragt. „Darf ich den schönsten Popo der Welt fotografieren?“ Sie sagte „ja“. Mit dieser offenen und einnehmenden Art gewann er Stars, wie Gustl Bayrhammer oder Andy Warhol für seine Fotografie. Gisbert Rodammers schwarz-weiß Konzertfotografie von Musikern der berühmten Akademie Berklee Collage of Musik in Boston sind ebenso authentisch, nah und klangvoll. „Die Kunst dabei ist, keinen inszenierten Selfie-Blick zu erhaschen“.
Die Ausstellung läuft noch bis 31. Juli. Öffnungszeiten sind Donnerstag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr. Kunstturm am Schwankl-Eck, Obermarkt 33 in Wolfratshausen. www.kunstturmwolfratshausen.de
Fotos: Andrea Weber
