Neue Ausstellung im Kunstturm Eröffnung am Donnerstag, 18.09.2025 um 19.00 Uhr Die Ausstellung ist betitelt mit „Thousand Faces of Home „ und zeigt Malerei und Grafiken von Anna Cairoli und Walter Back Was bedeutet „Heimat“? Ist sie ein Ort, ein Gefühl, ein Geruch, eine Erinnerung – oder etwas, das sich in Begegnungen und Beziehungen formt? Die Ausstellung Thousand Faces of Home versammelt Arbeiten von Anna Cairoli und Walter Back und lädt dazu ein, das Konzept von Heimat jenseits von Nationalgrenzen, festen Zuschreibungen und tradierten Bildern zu erkunden. Beide künstlerischen Positionen sind geprägt von internationalen Lebensrealitäten, Migrationserfahrungen und der Neugier auf unterschiedliche kulturelle Normalitäten. Ihre Werke spiegeln eine Suche nach Zugehörigkeit in einer pluralen Welt – mal zart, mal konfrontativ, stets mit Offenheit für das Andere. Anna Cairoli entwickelt mit Thousand Faces of Home das Konzept ihrer Ausstellung Taxonomie einer Heimat weiter. Ihre Arbeiten – darunter auch Bilder und Texte der Serie entre nosotras – untergliedern das Thema in Beziehungsräume, Erinnerungsfragmente und intuitive Annäherungen an Identität, weibliche Perspektiven und Diversität. In ihrem interaktiven Ansatz lädt sie die Besucher ein, ihre eigenen Assoziationen mit „Heimat“ sichtbar zu machen und somit Teil des künstlerischen Prozesses zu werden. Walter Back (1923–2018), dessen reiches Werk aus einem transkontinentalen Leben zwischen Mexiko und Deutschland erwachsen ist, setzt sich in seinen Holzschnitten, Zeichnungen und Druckexperimenten mit Kriegserfahrungen, Migration und innerer Verarbeitung auseinander. Seine Arbeiten eröffnen einen zeitgeschichtlichen Resonanzraum, der in den Dialog mit den aktuellen Fragen nach Zugehörigkeit tritt. Dauer der Ausstellung: 18.09. – 18.10.2025 Öffnungszeiten: DONNERSTAG – SONNTAG 14.00-18.00
Wolfratshausen: Hyosook Moon und Hamit Cordan zeigen Werke im Kunstturm
Eine Reise ins Universum kann man derzeit in Wolfratshausen erleben. Die unendlich fernen Planeten sind hier zum Greifen nah. Ob Saturn, Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Uranus oder Neptun – sie alle sind aus feinstem Kupferdraht gearbeitet, durchlässig, durchsichtig und zart schweben sie von der Decke des Kunstturms. Nur der kleinste ist fest an der Decke angebracht. Dabei handelt es sich um den Asteroiden B-612, den Heimatplaneten des „Kleinen Prinzen“, auf dem er seine geliebte Rose pflegt.
Beim genauen Hinsehen entdeckt der Betrachter, dass die Planeten aus unendlich vielen „Draht-Manschgerln“ bestehen. So nennt die koreanische Künstlerin Hyosook Moon ihre etwa zehn Zentimeter großen Figuren. „Wir allein bewirken gar nichts, doch zusammen können wir viel erreichen“, erklärt sie. Im dritten Stock befindet sich das über vier Meter lange Werk „Zum Mond“, das aus scheinbar unendlich vielen Kupferplättchen zusammengeschweißt wurde. Ab und zu kann man eine Lücke erkennen. „Es wächst noch weiter“, erklärt Hyosook Moon. Viele ihrer Werke bleiben bewusst im Prozess, sind nie wirklich abgeschlossen oder werden über Jahre hinweg weiterentwickelt. Ihre Technik ist das Autogenschweißen an der offenen Flamme, das viel Kraft und Ausdauer verlangt.
„Machtgewalt 1, 2 und 3“ heißen diese Skulpturen der koreanisch-stämmigen Künstlerin Hyosook Moon. (Foto: Hartmut Pöstges)
Derzeit sind die Werke der koreanischen Bildhauerin zusammen mit den Bildern von Hamid Cordan auf drei Etagen im Kunstturm am Schwankl-Eck in Wolfratshausen zu sehen, noch bis 15. Juni. Die Ausstellung trägt den Titel „Unbekannte Resonanz“.
Auch Cordans Bilderwelten bieten Betrachtern eine geistige Erkundungstour. Flattert da ein Vogel durch das Bild? Oder sieht der Betrachter die Erde aus der Vogelperspektive? Hamid Cordan lädt zur Entdeckung ein. „Viele meiner Werke entfalten ihre Wirkung erst auf den zweiten Blick. Die Leute bemerken immer wieder etwas Neues“, sagt der Künstler. Seine technische Entwicklung kann man in der Ausstellung gut nachvollziehen. So zeigt er neben zwei Bildern, die zu seiner Diplomarbeit gehörten, auch aktuelle Werke. Ein zentrales Element seines Schaffens sind handkolorierte Tiefdrucke, für die er Reliefs mit einer Presse in angefeuchtetes Büttenpapier einprägt. Die Drucke koloriert er anschließend individuell und schafft so Unikate. „Drei Schritte zur Sonne“ ist der Titel eines kleinformatigen Bildes aus dem Jahr 2020.
Cordans technische Innovationsfreude spiegelt sich nicht nur in der Entwicklung neuer Drucktechniken, sondern auch in seinen 3D-Skulpturen wider. Er stellt beispielsweise das Werk „Dance, dance, day and night“ aus dem Jahr 2023 aus. Das Werk ist farbenfroh und dynamisch. Eher grafisch ist hingegen das Bild „It goes on and on_M 3D“, das im Erdgeschoss hängt.
„Dance, dance day and night“ heißt dieses Werk von Hamid Cordan. (Foto: Hartmut Pöstges)
Diese eher grafische Arbeit hat Hamit Cordan „ it goes on and on_M 3D“ genannt. (Foto: Hartmut Pöstges)
Dort sind auch die vier großen Kupferarbeiten von Hyosook Moon ausgestellt. Sie sind jeweils zwei Meter hoch und eineinhalb Meter breit und stellen die vier Kontinente dar. Für Nordamerika hat sie rechteckige Kupferplättchen aneinandergelötet. „Das sind Häuser und Gärten, alles ist sehr geordnet“, sagt die Künstlerin. Für den asiatischen Kontinent verwendet sie dagegen wieder ihre „Draht-Manschgerln“ und bezeichnet Asien als überbevölkert, durchlässig, lebendig und offen. So kann der Betrachter durch das Kunstwerk hindurch auf die Marktstraße blicken.
Europa ist wieder ganz anders: Hier ist kein Durchkommen, die kleinen Kupferplatten sind eng aneinandergeschweißt. „Europa ist dicht und hat viel Geschichte“, erläutert sie. Auf dem afrikanischen Kontinent sieht das wieder anders aus. Die Künstlerin hat die Figuren aus der Metallplatte herausgearbeitet. „Die Menschen in Afrika sind dynamisch, temperamentvoll und fröhlich“, erklärt sie.
Den Kontinent Asien hat Hyosook Moon als Geflecht aus kleinen Drahtmenschen dargestellt, durch das der Betrachter auf die Marktstraße blicken kann (Ausschnitt). (Foto: Hartmut Pöstges)
Beide Künstler haben an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert. Der in Wolfratshausen lebende Hamid Cordan war Schüler von Mac Zimmermann, Robin Page, Jürgen Reipka und Sir Eduardo Paolozzi, bei dem er 1983 als Assistent in London arbeitete. Neben der künstlerischen Tätigkeit entwickelte Cordan deutsche und europäische Patente. Seine Botschaft lautet: „Es geht immer weiter, Stillstand ist keine Option, weder im Leben noch in der Kunst“.
Die in Südkorea geborene Hyosook Moon studierte in Seoul und München. Sie war Dozentin an der Kunsthochschule in Seoul bevor sie sich aus familiären Gründen in München als freie Künstlerin niederließ. Ihre Werke wurden unter anderem im Haus der Kunst gezeigt. Sie ist Kunstpreisträgerin in München und Bad Wörishofen.
„Unbekannte Resonanz“, Werke von Hyosook Moon und Hamit Cordan, Kunstturm am Obermarkt 33, Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag 14 bis 18 Uhr. Am Sonntag, 1. Juni, findet eine Finissage statt, die Ausstellung ist jedoch bis 15. Juni verlängert worden.
Die Ausstellung im Kunstturm von Michael Eckle und Jozef Melichercik zeigt Menschen und Gesichter. Bis in den August geht die Bilderschau.
Die Farbe Blau ist Michael Eckles Markenzeichen. Die Farbe Schwarz bildet in der Malerei von Jozef Melichercik ein zentrales Thema. Beide Künstler eint der Fotorealismus. Ihre Bilder füllen Wände. Ihre Themen sind Menschen und Gesichter. Am Donnerstag wurde die Gemeinschaftsausstellung der beiden Künstlerfreunde im Kunstturm eröffnet. Der erste Eindruck: „Wow“. „Dreamland“ lautet der Titel der Ausstellung, die nun noch drei Wochen zu sehen ist.
Feinster Fotorealismus: Zwei Künstler entführen ins Dreamland Wolfratshausen
„Dreamland“ biete ein breites Spektrum an figurativer Darstellung, an sehr persönlichen Betrachtungen. „Bei genauem Hinsehen wird Unbemerktes sichtbar“, so die Essenz aus der langen Laudatio des Münchner Kunsthistorikers Stefan-Maria Mittendorfer. Für den Betrachter wirken die Arbeiten beider Künstler erst einmal handwerklich auf höchstem Niveau. Fotorealismus vom Feinsten in Öl oder als Siebdruck.
Erstmals öffentlich zeigt der in Münsing lebende akademische Maler Michael Eckle seine riesigen Formate aus der Zeit der 1970er Jahre. „Gabriele“ heißt die junge Frau im blumigen Sommerkleid, die sich sanft in die Haare greift und in sich versunken die Abendsonne zu genießen scheint. Im Hintergrund die weite Landschaft der Schwäbischen Alb. Die junge Frau ist Eckles Schwester. Sie starb bei einem Motorradunfall eine Woche vor Beendigung dieses Werks im wandhohen Format. Dem gegenüber hängt in riesiger Dimension „Der Schrei“. Einin Selbstporträt des damals jungen Künstlers, der die Trauer um den Tod seiner Schwester hinausschreit. „Danach habe ich nie wieder fotorealistisch gemalt“, sagt Eckle. Viele Jahre blieben seine Bilder monochrom blau.
Ausstellung läuft noch bis in den August: Dreamland im Kunstturm
Jozef Melichercik – er und Eckle haben an der Münchner Kunsthochschule studiert – hat sich ebenfalls dem Thema Mensch, Gesichter, Menschengruppen verschrieben. Seine mit der Farbe Weiß gemalten Porträts auf schwarzem Grund wirken wie Starporträts aus der Humphrey-Bogart-Zeit. Harte Kontraste, starke Schatten bilden die Gesichtslinien harter Typen. So entsteht ein unglaublich bannender Ausdruck. „Es geht mir um das Licht in meiner Malerei“, sagt der Künstler. Auch Melichercik malt teils in Dimensionen, die Wände füllt. Ein Frauenkopf steckt bis zur Nase im Wasser. Menschengruppen verbringen den Abend am See. Jäger in Camouflage getarnt, schleichen durchs hohe Gras. Bei Melicherciks Fotorealismus entsteht die Genauigkeit der Details allerdings durch das Weglassen von Farbe. Fazit: Im Wolfratshauser Kunstturm ist gegenwärtig die hohe Kunst der Kunst zuhause.