Kategorien
Presse

Schwankl-Eck bleibt Kunstturm

merkur.de

Betreibertrio startet mit Ausstellung

Von: Peter Herrmann


Erstellt: 01.04.2023, 12:22 Uhr

Galerist Hamit Cordan übernimmt mit Hans-Werner Kuhlmann und John Schille den Kunstturm.
Galerist Hamit Cordan übernimmt mit Hans-Werner Kuhlmann und John Schille den Kunstturm. © Peter Herrmann

Wolfratshausen – Am 19. März verabschiedete sich der Kulturverein Isar-Loisach (KIL) aus dem Gebäude am Schwankl-Eck. Zuvor stellten Hans-Werner Kuhlmann, Hauseigentümer John Schille und Galerist Hamit Cordan ein Nachnutzungskonzept vor.

Die erste Ausstellung soll am 20. April stattfinden. Laut Cordan sollen die Räume am Obermarkt mindestens ein halbes Jahr für Ausstellungen genutzt werden.

Für KIL-Vorsitzende Assunta Tammelleo kam die Nachricht überraschend. „Die drei Herren haben uns nicht über ihre Pläne informiert und auch nicht zur Pressekonferenz eingeladen“, ärgert sie sich. Das Verhältnis zu dem neuen Betreibertrio war zuvor intakt. Cordan stellte 2021 im Kunstturm selbst seine Werke aus, Kuhlmann war regelmäßiger Besucher bei Ausstellungen und Lesungen. Auch mit dem Vermieterehepaar Monika und John Schille habe es laut Tammelleo nie Probleme gegeben.

„Wir fühlen uns einfach etwas überrumpelt“, räumt KIL-Mitglied Daniela Satzinger ein. Zum „Epulum Funebre“ – auf Deutsch: Leichenschmaus – fanden sich noch einmal viele langjährige Wegbegleiter ein, darunter Dritte Bürgermeisterin Annette Heinloth, Stadträtin Ulrike Krischke, Sängerin Claudia Sommer und der Geretsrieder Liedermacher Willi Sommerwerk. „Vielen ist gar nicht bewusst, dass der Verein auch während der schwierigen Corona-Zeit viel geleistet hat und die Kunst in der Altstadt am Leben gehalten hat“, zeigte sich Sommer traurig, da der Verein den Kunstturm aufgibt.

Zuvor hatte die Sängerin an zwei Tagen zur wortlosen Ping-Pong-Performance eingeladen, bei der Besucher ihren Blicken standhalten mussten. Zudem verkaufte der Verein am letzten Wochenende zahlreiche Drucke des österreichischen Karikaturisten Gerhard Haderer. Der Erlös geht an die Erdbebenopfer in Syrien und der Türkei.

Für Verwunderung sorgte die in der jüngsten Stadtratssitzung von CSU-Fraktionssprecherin Claudia Drexl-Weile geäußerte Vermutung, der Kulturverein wolle sich demnächst auflösen. „Da ist überhaupt nichts dran: Wir engagieren uns weiter für Kunst und Kultur“, hält Tammelleo dagegen.

Dritte Bürgermeisterin Heinloth wehrte sich ebenfalls und wirft Drexl-Weiles rufschädigendes Verhalten vor. So sei die im Stadtrat getätigte Aussage, dass der KIL dem Kulturausschuss keine Nachweise für die Zuschüsse des Jahres 2022 vorgelegt habe, schlicht falsch. „Es liegen, soweit ich weiß, alle Belege vor, nur die strukturierte Aufstellung der Einnahmen und Ausgaben fehlt“, erklärte Heinloth auf Nachfrage.

Den Nachmietern im Kunstturm steht nun eine intakte Einrichtung zur Verfügung, die für Ausstellungen und Veranstaltungen jeder Art geeignet ist – im Grunde ein gemachtes Nest.

Schreibe einen Kommentar